Der Amoklauf von Newtown und ein trauernder Vater

Trauernder Vater

„Wir sind immer nur einen Herzschlag vom Tod entfernt“, sagt eine Schauspielerin in der TV-Serie Falling Skies. „Das war so und wird auch immer so bleiben.“ Diese einfache Wahrheit mussten die Eltern, Geschwister, Angehörigen, Freunde und Mitschüler der Opfer des Amoklaufs von Newton kurz vorm Weihnachtsfest 2012 aufs Schmerzlichste erfahren. Ein durchgeknallter Jugendlicher erschoss in blinder Raserei in einer Grundschule in Connecticut USA 20 Kinder im Alter von 6 und 7 Jahren, 6 Erwachsene und seine Mutter. Es ist so dermaßen erschütternd und traurig, dass einem kaum Worte dazu einfallen. Dennoch tritt der Vater eines erschossenen Mädchens vor die Kamera und gibt seinem gebrochenen Herzen Ausdruck. Ich konnte das nicht ansehen.

Ich habe selten etwas so trauriges im Fernsehen gesehen. Der Vater der getöteten Emilie (6) sprach unter Tränen minutenlang und unglaublich rührend von seiner kleinen Tochter – „Sie war die Art von Mensch, der in einem Raum die Sonne aufgehen ließ.“ – und danke den Menschen für ihre Anteilnahme und Unterstützung. Er wäre nicht wütend, meinte der Vater, und bot anderen seine Hilfe an. Der bemitleidenswerte Mann ist natürlich völlig von der Rolle und es macht nicht alles Sinn, was er da sagt. Offenbar hatte er das starke Bedürfnis, seine unendliche Trauer der Welt mit zuteilen. Das Bedürfnis den Menschen zu danken und seine ehrliche Tapferkeit und sich zu seinem (bisher) unerschütterlichen christlichen Glauben zu bekennen.
Nachgelesen unter mopo.de: Diese Worte richtete Robbie Parker an seine tote Tochter

Ich sah diesen armen Vater in den Nachrichten und musste umschalten, ich hielt das nicht aus, auch mir standen die Tränen in den Augen. Und ich fragte mich: Muss das sein? Müssen die Medien diesen Vater zeigen? Ist das nicht Voyeurismus, endlich mal echte Gefühle im Fernsehen? Für jeden Vater, der eine kleine Tochter hat, so wie ich, muss diese Szene unerträglich sein. Für alle Eltern. Denn es ist das Schlimmste, das einem passieren kann, das fruchtbarste Schicksal, das sich denken lässt: Wie die kleine Tochter, das süße Engelchen ermordet wird …

Amerika, deine Waffen töten zu viele Unschuldige

Gerade kommt die Meldung, indass aus Afghanistan wären 10 Mädchen bei der Explosion einer (russischen) Landmine umgekommen. Was für ein Leid! So viele tote Kinder, so viel unschuldige Opfer in der Geschichte der Menschheit. Da ist kein Gott, der das stoppt. Das müssen wie schon selber machen. Wie alles andere auch. Es wird höchste Zeit.

Dass der Vater meint, er wäre nicht wütend und quasi selbstlos anderen seine Hilfe anbietet, ist natürlich der furchtbaren Situation geschuldet. Er steht unter Schock. Je nach dem, es kann wochenlang anhalten. Ich selbst habe eine Angehörige durch Mord verloren. Und mir kann niemand erzählen, dass du angesichts dieser Katastrophe nicht wütend wirst. Der eine früher, der andere später. Und auch dein Glauben wird erschüttert werden. Gläubige sagen, er würde auf eine Probe gestellt. Aber niemand, kein Menschen auf dieser Welt, würde es nicht verstehen, wenn dieser Vater seinen Glauben an einen gütigen Gott verliert.

Präsident Obama, selber Vater zweier schulpflichtigen Kinder, sagte tief erschüttert: „Das hat uns heute unsere Herzen gebrochen. Unser Land ist zu oft durch solche Ereignisse gegangen, ob es eine Grundschule in Newtown, eine Einkaufsmeile in Oregon oder ein Tempel in Wisconsin ist, ob ein Kino in Aurora oder eine Straßenecke in Chicago – das sind unsere Nachbarschaften und wir müssen zusammenfinden, um solche Tragödien mit wirksamen Maßnahmen zu verhindern.“
Quelle: tagesschau.de: Bericht zum Schulmassaker in Conneticut

Ich bin froh, dass wir in einem so friedlichen und im Vergleich sicheren Land leben. Weshalb es aber immer wieder zu diesen verheerenden Amokläufen kommt – zuletzt der Massenmord in Norwegen – und es stets wehrlose, unschuldige Kinder – und ihre ebenfalls hilflosen Betreuer – ist kaum nachzuvollziehen. Dass es immer wieder gefährliche Leute gibt, damit müssen wir leben. Mörder und Irre, die andere umbringen, hat es schon immer gegeben. Aber wir müssen besser verstehen, wie so etwas zustande kommt.

Das übel sind die Zyniker in Amerika – Waffenfreaks und offenbar ebenfalls Christen – die ernsthaften meinen, bewaffnete Lehrer hätten diese Tragödie verhindern können.

Ich habe keine Antwort darauf, wie solche Amokläufe zukünftig zu verhindern sind und was sich in unserer Gesellschaft ändern muss. Ich kann nur hoffen, dass ich als Vater von einem solchen Schicksal verschont bleibe.

Foto: Bestimmte Rechte vorbehalten von laerpel

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